gestern abend: keiner möchte mit mir ausgehen. man versakt vor dem fernseher, hütet seinen sohn oder redet sich damit raus, dass man zu alt ist um alle zwei tage auszugehen. ich setze mich also um 22uhr auf mein fahrrad und fahre alleine ins Eschloraque im touristen-verseuchten Berlin-Mitte.

nach 5 euro eintritt, tritt erst mal ein symphatischer amerikaner auf der lustige musik abspiel, dazu singt und break-danced (!). dann schliesst dich der rote theatervorhang und der höhepunkt des abends beginnt: das musical "Tetris" von Jim Avignon! das ganze spektakel baut auf dem sehr eigenen kunstverständnis von Jim auf: er hat alle dialoge geschrieben, hat die gesamte musik und vocals komponiert und natürlich auch alle bühnenbilder und masken gemalt, nebenbei ist er der einzige auf der bühne und spiel alle rollen! er spricht die hauptfigur während alle anderen figuren einfach von einer macintosh-computer-stimme vorgetragen werden, und da die apples deutsch nicht wirklich beherrschen findet das 1 1/2 stunden musical einfach komplett in englisch statt. die einzigen helfer die Jim zur seite stehen sind Florian Thalhofer, der mit einer überdimensionalen maske versehen den erzähler aus dem off spricht und zwei damen die zwischen den 7 akten von links und rechts den kleinen roten theatervorhang zu- und wieder aufziehen. das musical wurde vor der vorführung nie geprobt und wird nach dem gestrigen abend vor etwa 100 leuten publikum auch nie wieder aufgeführt werden -- that's Jim Avignon! I love it!

zur story des musicals: ein russischer student bekommt währen dem mittagschlaf unter einem campus-baum eine eingebung und formt daraus das computer-spiel "Tetris". als ein amerikanischer businessman auf dem roten platz auftaucht wird der deal einfach mit mother russia (in der form des "ministry for international exchange") ausgehandelt und der student geht leer aus. frustriert gibt er seinen lausigen programmier-job bei mother russia auf und sucht das glück in den USA. als er mit seiner frau in New York ankommt und eine garage für seine persönliche erfolgsstory in Californien sucht, scheitert er an den grundvoraussetzungen des kapitalismus: am Geld! schliesslich bringt er erst seine frau und dann sich selbt um... und die welt spielt dazu auf ihren gameboys Tetris.

musikalisch hat er (wie immer unter dem namen "Neoangin") die synthetischen Tetris-melodien mit drum-n-bass und anderem vermischt und dazu hinter seiner maske versteckt ins mikro gesungen. in diesem zusammenhang kann ich nur Jim's letztes album empfehlen: "a friendly dog in an unfriendly world"

schwer zu vermitteln was da wirklich auf der 4x2 meter bühne passiert ist... es war einfach ein 3D-comic von und mit Jim Avignon!

nach dem musical gab's noch viel bier und die nacht endete mit netten leuten gegen 5 uhr im NBI...