maC.loG - mixed hot shit from berlin
 
Mittwoch, 27. August 2003

_ introducing mogwai

Die Karte für das Introducing Festival 2003 hab ich im totalen Mogwai-Rausch gekauft:
nach dem Mogwai Gig im Juni (Maria, Berlin) war ich so aufgekrazt und hab mir panisch die Tickets gesichert ("da gehen bestimmt alle wegen Mogwai hin...").

Mogwai Introducing 2003 Berlin Columbiahalle
Samstagabend in der Columbiahalle: Tickets gibt's noch genug, Mogwai spielt laut Plan als letzte Band kurz nach Mitternacht. Immerhin kann man den mittelmässigen Bands wie Zoot Woman und Kante in den nahegelegenen Outdoor-Bereich entfliehen und dort teurer Bier trinken. Die Bright Eyes sind ganz angenehm und der Headliner Blumfeld eine wirkliche Überraschung: das live gespielte Material von der "L'etat et moi" ist toll und ich muss mir nur 3 oder 4 Stücke aus der Kategorie "Liedermacher-Scheiss" anhören (Immerhin werden die wenig guten Songs der neuen Platten auch performt). Natürlich ist von der "Ich Maschine" nichts zu hören, aber das hätte ich nun wirklich nicht erwartet...

Dann mit extremer Verspätung lüftet sich der rote Vorhang gegen 1.30 für Mogwai. Nachdem man sich fürs lange-dableiben bedankt (etwa die Hälfte des Publikums ist nach Blumfeld verschwunden) geht's mit Songs vom neuen Album los.
Brachial-akribisch gleich der erste Song: Pole der Ruhe die von harmonischem Lärm durchbrochen werden, immer an der Grenze zur Ohrwurmtauglichkeit für Einflugschneissen-Bewohner. Jeder Song erscheint mit der für Mogwai typischen Bolero-artigen Flächen-Struktur: Anfangs minimalistisch-akrobatisches Gitarrengezupfe auf die dann peu-a-peu eine Schicht nach der anderen gelegt wird. Mit jeder neuen Schicht (meistens Saiteninstrumente) erlangt der Song eine neue Komplexität, die jedoch nicht willkürlich, sondern klang-akribisch und exakt im timing auf die vorige Struktur aufgelegt wird.

Irgendwann erreicht ein Mogwai Song dann seinen Klimax: Am Komplexitäts-Pol hört man mindestens 3 Gitarren, ein Bass und Schlagzeug, die sich zu maximaler Lautstärke summieren. Das Gesamterlebnis ist dann deutlich mehr als die Summe der einzelnen Teile. Nach dem Kimax passiert erneut etwas Mogwai typisches: das Brachial-Gewitter wird nicht einfach beendet, sondern jede aufgetragene Schicht wird fein säuberlich auch wieder abgetragen. Nach dem Pol wird die Komplexität des Songs wieder schrittweise runtergefahren. Meist verläuft diese Phase des Songs zwar schneller als beim Aufbau, aber sie beschliesst das eigenwillige Konzept von Mogwai.

Nachdem die Frontmänner alle Gitarren durchgeschrubbt haben und die Saiten der Länge nach von der Griffleiste hängen (und zwar alle!) endet kurz vor 4 Uhr die Performance von Mogwai mit endlosen Feedback-Schleifen die sich locker als Geburtsstätte für Tinnitus Defekte eignen. Man muss schon die Zähne zusammenbeissen als die Gitarren mit ihren Gurten gleich am Marshall-Verstärker festgezurrt werden und die Männer die Bühne verlassen.

Mogwai ist Rock Action pur!

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